Yukon oder nicht Yukon?

Veröffentlicht auf von Nadja + Reinhard

10. Juni -Nadja-

Die Nacht im Bruchbuden-Hotel Sealaska Inn war kurz und stickig. Recht erschlagen erwachten wir um 9.00 Uhr morgens. Schnell wurde die Körperhygiene im Blechsalon namens Dusche hinter sich gebracht und die sauberen Menschen setzten sich wieder in ihr fahrendes Heim. Vorsichtig fuhren wir durch Hyder nach Stewart zurück und kamen dabei an die Grenze. Wir schnappten uns unsere Pässe und stiegen aus dem Ford, um den Beamten zu suchen. Der kam uns entgegen, fragte uns ob wir nicht wüssten, dass man hier im Auto sitzen bleiben muss bei solchen Gelegenheiten und winkte uns nach der Verneinung unsererseits, ob wir Feuerwaffen bei uns hätten, durch. Schnell und nur ein wenig peinlich das Ganze. In Stewart hielten wir bei der einzigen Tankstelle und ließen unseren Reifen flicken. Dann fuhren wir nochmal durch die kleine Stadt, sahen nichts als ZU-VERKAUFEN Schilder an den Häusern und flohen.

Ab ging die Reise den Highway hinauf Richtung Yukon. Wir sahen noch ein paar Flüsse und ominöse Straßen in die Wälder und kamen bei Bell 2 an. Dort war die Straße gesperrt wegen eines Erdrutsches weiter oben auf dem Highway. Wie lange die Aufräumarbeiten dauern sollten, konnte uns leider keiner sagen. Telefon gabs dort nur über Satellit, Internet war schweineteuer und so brauchten wir recht lange, um heraus zu finden, dass selbst der Rückweg über Prince Rupert und dann per Fähre nach Vancouver Island zu teuer gewesen wäre. Den Umweg über den anderen Highway Richtung Yukon konnte man uns auch nicht empfehlen, denn dort wüteten einige Waldbrände, von denen keiner wusste, wie groß sie waren. Hmm.

Wir grübelten recht lange, ob sich der Aufenthalt bei Bell 2 lohnen würde. Waren wir wirklich so wild darauf, weitere 3 oder 4 Tage im Auto zu sitzen? Eigentlich hatten wir die Schnauze voll von Mücken, Black- und Horseflies, Gelegenheitsessen am Straßenrand, seltsamen und unzuverlässigen Motels mit zu teuren Zimmern und dem ewigen Rumgegurke durch eine sich kaum verändernde Landschaft. 

Nee, dann doch lieber wieder ab nach Süden. Hauptsache wir können die Berge hinter uns lassen und wieder am Strand rumhängen. Nach dieser Entscheidung wurden uns die Herzen leicht, wir bekamen gute Laune, machten laute Musik an und kehrten dem Yukon den Rücken. Die Fahrt wurde plötzlich unterhaltsam, die Landschaft schien interessanter und aufregender als vorher und wir bekamen sogar noch unseren Grizzley am Straßenrand zu sehen. Eine Mutter mit zwei Jungen. Na also. Man braucht nur die richtige Einstellung, dann geht das schon!

Ein intensiver Blick in die Karten und den Reiseführer zeigte uns, dass es außer den bereits beschlafenen Orten keine anderen Anhaltspunkte gab und so fiel die Entscheidung auf den Gewaltmarsch. So weit fahren wie geht, unterstützt durch Kaffee, Kaffee, Kafffffeeeee!!!

Wir hielten also an so ziemlich jeder Chevron-Tanke. Dort gabs Selfservice, gutes, heißes Bohnenwasser und saubere Toiletten. Wir wuppten eine Strecke, für die wir normalerweise 3 Tage gebraucht hätten. In der Nacht sahen wir jede Menge Tiere am Straßenrand aber zum Glück keine darauf. Um Mitternacht war immer noch Licht am Horizont zu sehen, und auf der anderen Seite des Firnaments schob sich ein orangeroter Blutmond empor. So etwas hatten wir lange nicht mehr gesehen. Leider konnten wir nirgendwo anhalten und so gabs kein Bild vom Mond, nur einen verwackelten Film. Na ja. Der Sommer hat ja gerade erst begonnen.

Nach gefühlten 600 oder 700 Kilometern verließen Reinhard die Kräfte und wir schwenkten auf eine Rest Area bei Quesnel ein. Die war schon gut gefüllt mit einem Haufen Wohnmobilen und wir stellten uns einfach dazu. Schnell wurden die Betten auf den Vordersitzen gerichtet. Decken, Kopfkissen und Schlafsäcke verteilt und kaum hingen die Handtücher über den Autoscheiben, entschlummerten wir bereits. Was für eine Mördertour!

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H
Ja, wie gute Entscheidungen einen manchmal antreiben können;) Den Strand würd ich auch bevorzugen. Wieviele Tage werden wir brauchen, um uns alles zu erzählen, was wir erlebt haben ;)
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