Coast Mountains

Veröffentlicht auf von Nadja + Reinhard

01. Juni -Reinhard-

Draußen schien die Sonne, ein guter Tag zum Reisen. Während Reinhard quer durch die Herberge sprang, um verteilte Habe einzusammeln, unterhielt sich Nadja am Auto mit einem netten Jungen aus Israel, der sich in den Staaten ein altes Auto kaufen wollte. Damit wollte er die Küste herunter, dann rüber nach Florida und von dort die Ostküste herauffahren. Hörte sich an, wie Reinhards große Reise gespiegelt. Reinhard kam zur Unterhaltung dazu und es wurde ein kurzes aufgeregtes Palaver draus.

Dann fuhren wir zum tanken, ein unangenehmes Übel. Seit Kurzem musste man auch hier in B.C. vor dem Tanken bezahlen, schwierig zu kalkulieren, wenn der Tank voll  sein soll. Dann endlich rollten wir aus der Stadt hinaus, ins Fraser Valley hinein. Wir nahmen den Freeway, der kommt unserer Autobahn am nächsten. Die Berge kamen näher und in Hope bogen wir vom Trans-Canada-Highway Nr.1 auf den Crownest-Highway Nr.3 ab. Alle großen Highways haben in Kanada Namen und ein eigenes Logo. Der Trans-Canada z.B. hat ein grünes Schild mit weißem Ahornblatt und wen wunderts, daß auf dem weißen Schild vom Crownest ein schwarzer Vogel auf einem stacheligen Fleck zu sehen ist?

Wir durchkurvten die Coast Mountains, in Höhenmetern lagen die Spitzen zwischen 2000 und 3000 Metern. Das ist schon mehr als ein paar Endmoränen übereinander und der Highway schlängelte sich von einem Tal zum Nächsten. Oft wurde die Straße an den wild herumsprudelnden Bergflüssen entlanggeführt an einem davon machten wir unsere Mittagspause. Nicht schlecht, wenn man einfach den Gasherd aufstellt, einen frischen Kaffee braut und dazu ein paar Hot-Dogs mit krossem Schinken auf angerösteter Schrippe serviert. Die kühle Apfelschorle und eine schicke Aussicht gehörten zu den Beilagen.

Nadja genoss das vorbeigleitende Bild einer sich stark ändernden Berglandschaft, Reinhard erspähte viele rostige Autowracks am Straßenrand. Da hätte er am liebsten dauernd angehalten und für jedes blöde Stück Rostkunst ein Fotostudio aufgebaut. In einer abgelegenen Kleinstadt ging es dann auch nicht mehr ohne, es standen alte Wracks von vor 1950 aufgereiht unter den Obstbäumen am Straßenrand. Rost in Perfektion, da kann man nur den Kopf schütteln, wie Reinhard sich dafür mit der Kamera verbog.

Am Abend erreichten wir Penticton im Okanagan Valley. Eine Stadt, die zwischen zwei Seen in einem breiten Tal lag. Wir fanden unser Hostel, bei dem wir am Morgen ein Zimmer vorbestellt hatten. Unser Raum war perfekt im Erdgeschoss gelegen, nach hinten raus und das Auto stand direkt dabei. Besser hätte das an einem Motel auch nicht sein können. Die Küche war groß, es waren kaum Leute hier und alles wirkte eher verschlafen. So hatten wir es uns gewünscht, sehr schön.

Für das Abendessen fuhren wir zum Einkaufscenter, dort wurde richtig frisches Zeug gekauft. Dann kamen wir endlich mal wieder richtig zum Kochen. Es machte herzlichen Spass, das Hähnchenfilet zu zerstückeln, mit Gemüse anzuschmoren und mit Sahne abzulöschen. Auf Reis und frischem Salat eine sehr einfache Sache, aber so richtig frisch und selbstgemacht schmeckte alles bombastisch. Wir trafen nur wenig Leute an, darunter auch ein Mädchen aus Quebec. Nadja ging ins Bett und Reinhard blieb noch eine Weile, denn das Madchen winkte ihn herüber an den Tisch, an dem auch noch Benjamin aus Montreal saß. Wir redeten über großartigen Dinge dieses Landes und wie jeder sie erlebte. Als das Mädchen längst zu Bett gegangen war, saß Reinhard noch mit Benjamin vor der Haustür und philosophierte über die Einfachheit des komplizierten Lebens.
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