Alaska

Veröffentlicht auf von Nadja + Reinhard

09. Juni -Reinhard-

Viel hielt uns nicht an diesem Ort, wir kratzten die Kurve und hinterließen nur eine Staubwolke. Das könnte unser Markenzeichen werden. 15 min später hielten wir eine Ortschaft weiter, um einen Kaffee an Bord zu beamen, dann gaben wir wieder Hackengas. Nach gut anderdhalb Stunden kamen wir an den Einstieg zum Stuart-Cassier-Highway. Vollgetankt bogen wir nach Norden ab, um eine wenig befahrene Strecke zum Yukon zu erfahren. Erst einmal überquerten wir den Skeena-River, ein mörderischer Strom der zu dieser Jahreszeit Hochwasser führte. Bis zu den Baumwurzeln reichte der braune Strom und riss alles mit, das sich nicht in der Erde halten konnte. 2007 gab es hier schon so etwas Ähnliches wie unsere Elbkatastrophe. Für viele Kilometer folgte die Straße nun überschwemmten Randgebieten, oft stand das Wasser bis knapp an den Asphalt. Nasse Wälder, die von weiß bezuckerten Bergen eingerahmt wurden. Der Highway schlängelte sich träge duch Mischwälder und die Kurven wurden nur von langen Geraden unterbrochen. Nadja ermahnte den Reinhard häuffiger, er soll das rechte Bein bremsbereit halten. Nach 150 Kilometern kamen wir endlich zur Meziadin-Junction und bogen links ab. Es folgte ein aufregender Teil Landschaft und dann sahen wir Schnee die Berge herunterkommen, die immer häuffiger in unrealistischen Wasserfällen endeten. Wir hatten das Staunen noch nicht verlernt und verlangsamten unsere Raserei. Am Nachmittag erreichten wir Steward, ein weiteres Ende von Kanada. Von hier gab es einen direkten Zugang nach Alaska, auch wenn es eine Sackgasse für Autos war. Der Ort auf U.S.-Gebiet hieß Hyder und war ein Relikt aus alten Zeiten. Die staubige Straße zog sich durch den kleinen Ort, wir sahen eine Ansammlung uriger Holzhäuser und hielten vor einem ehemaligen Schulbus. Hier wirtschaftete ein freundliches Ehepaar, er ging zum Fischen und seine Frau bereitete aus dem frischen Fang leckere Mahlzeiten. Ein Imbiss mit dem frischesten Fisch westlich von Kanada. Reinhard bekam einen leckeren Burger mit geräuchertem Lachs und Nadja's Gaumen wurde mit leckeren Fish & Chips von der Scholle erfreut. Dann mieteten wir uns im einfachsten Hotel der Örtlichkeit ein schnödes Zimmerchen und waren mit uns zufrieden.

Noch war etwas vom Tage übrig, deshalb folgeten wir die Gravelroad nach oben und kamen an einem Schwarzbären vorbei zu einem "Wildtierbeobachtungspfad". Das war ein 250m langer Holzsteg, an dem man im Spätsommer gut Bären beim Lachsessen beglotzen konnte. Im Frühling beäugten wir nur einen Bibär auf dem Weg zum Abendbrot.

Der Hauptgrund hier das Land zu wechseln und dieser unebenen Straße zu folgen war allerdings der Salmon Glacier. Der größte seiner Art und ganz am Ende des Tals. Die Straße war befahrbar aber noch nicht repariert und es wurde zusehends schlechter. Schneelawinen waren durchschnitten worden, die Schlaglöcher machten dem Ford immer mehr zu schaffen. Die Sonne kratzte bereits an den Bergkuppen, aus dem Gestein stürzten immer mehr Bäche herunter. Erdrutsche und Steinlawinen waren nur zum Teil geräumt worden, so wurde der Weg plötzlich zum Abenteuer der besonderen Art. Als wir den Gletscher endlich sehen konnten, waren wir schon gut mit Adrenalin vollgepumpt. Ein Blick auf das Eis, ein Blick auf die Uhr, Zeit zum Umkehren.Nadja fragte, ob der Reifen hinten noch genug Luft hat, Reinhard sagte, daß sei in Ordnung. Wir machten unsere Bilder und rumpelten die Strecke zurück. Auf dem Rückweg lief uns ein Bär voraus, gerade als wir einen kleinen Film drehten. Dann kamen wir zurück nach Hyder und suchten einen Platz zum Kochen. Dabei wurden wir auf einen Platten Hinterreifen aufmerksam, nun war das nicht mehr in Ordnung. Also schnallten wir das Reserverad an die Achse, leider war dieses schmale Notrad auch fast platt. Das hatte die Daumendruckprüfung vorher nicht gezeigt. An den Tankstellen hier gibt es keine Reifendruckmesser in den Pressluftgeräten, das ist mehr eine Gefühlsangelegenheit, oder man kauft einen Druckmessser im Laden.

Hinter unserem Hotel gab es einen heruntergekommenen Campingplatz und während Nadja ein köstliches Truthahnessen zauberte, machte Reinhard eine Ladung Dreckwäsche klar.
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H
Euer "Markenzeichen" gefällt mir, sollte nen Comic von eurem Abenteuer geben:)
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